Afghanische Kultur und Musik im Exil

Im Rahmen der Interkulturellen Woche fand vom 20. bis 22. September das Wochenende der Afghanischen Kultur und Musik im Exil statt.

Seit vielen Jahren beteiligt sich Kassel an der Interkulturelle Woche. Gruppen, Akteure, Vereine, Verbände, Religionsgemeinschaften und Gewerkschaften setzen mit vielfältigen Projekten und Aktionen ein Zeichen für ein Miteinander in Vielfalt und Demokratie.

Wir wollten an diesem Wochenende einem größeren Publikum zeigen, wie der reiche Schatz der Musik Afghanistans von im Exil lebende Musiker*innen weiterhin am Leben gehalten wird. Sie brachten uns afghanische Musik und Instrumente näher, die von der persischen, indischen und zentralasiatischen Musikkultur beeinflusst ist.
Aus Frankfurt zu Gast waren “Ustad” Ghulam Hussain und Shams Hashemi Mahmoud. Ghulam Hussain, der den Meistertitel “Ustad” trägt, zeigte, welche Virtuosität in der Rubab steckt. Er und Ghulam Azizi machten uns mit der Volksmusik der verschiedenen Regionen Afghanistans bekannt.  Shams Hashemi Mahmoud demonstrierte sein Können in unterschiedlichen Konstellationen auf den Tablas.
Bei Allen, die zum Gelingen des Wochenendes beigetragen haben, bedanken wir uns ganz herzlich.

Ein weiteres Thema war die Bewahrung der afghanischen Kultur im Exil. Dazu gab es eine Einführung von Natalie Kreisz (Berlin) über Abdul Ghafoor Breshna (1907 – 1974) bedeutender afghanischer Künstler, Komponist und Dichter.


befindet sich der musikalisch‐künstlerische Nachlass von Dr. Salamat Schiftah, einem der wichtigsten Kulturträger Afghanistans, zur Zeit in Kassel. Er widmete sich viele Jahren intensiv der Vermittlung der Kulturen und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet.
Ausgewählte Instrumente und Objekte sollen auch in Zukunft an seine Arbeit erinnern und das Kulturerbe öffentlich sichtbar werden lassen.


Ustad Ghulam Hussain an der Rubab mit Matin Habibi, Dholak, und Djahed Sarferaz, Tablas


Impressionen vom Wochenende

Im Zeichen des kreativen Austauschs

Jazz und afghanische Musik setzten musikalische Glanzlichter im Kulturhaus Dock 4

Kassel – Musik bringt Menschen zusammen, die sich sonst nie über den Weg gelaufen wären. Das kann die Kasseler Jazzpianistin Ursel Schlicht nur bestätigen. Seit mehr als zwei Jahrzehnten arbeitet sie regelmäßig mit afghanischen Musikern zusammen. Davon profitierten am Wochenende vier Veranstaltungen im Kulturbunker, im Kulturhaus Dock 4 und im Palais Bellevue. Sie waren Teil der Interkulturellen Woche und standen unter dem Motto „Afghanische Kultur und Musik im Exil“.

Am Freitag fand im Dock 4 ein intensiver Konzertabend in zwei Teilen statt. Zunächst schlugen die Künstler mit „Jazz Meets Tabla“ eine Brücke zwischen den Kulturen. Vor über 40 Gästen sorgten Ursel Schlicht, der Kontrabassist Rolf Denecke (Kassel) und der Tablaspieler Shams Hashemi Mahmoud (Frankfurt) für einen kraftvollen Flow. Sie verbanden modalen Jazz mit den rhythmischen Strukturen afghanischer Musik. Da gab es treibende Ostinati, durchsetzt mit spannungsgeladenen Klavierakkorden. Das subtile, sich immer wieder virtuos steigernde Spiel auf den Kesseltrommeln durchpulste das Ganze.

All dies fügte sich ein in Schlichts langjährige Projektreihe „SonicExchange“, die ganz im Zeichen des kreativen Austauschs steht. Das Konzert war auch eine Hommage an Salamat Schiftah (1938-2023), einen bedeutenden Vermittler afghanischer Kultur. Filmausschnitte erinnerten an den Musiker, Dichter und promovierten Naturwissenschaftler, der viele Jahre in Rheinland-Pfalz gelebt hatte und mehrfach mit Ursel Schlicht in Kassel aufgetreten war.

Im zweiten Teil faszinierte das Nationalinstrument Afghanistans: die Rubab. Ustad Ghulam Hussain (Frankfurt) und sein Schüler Ghulam Azizi (Baunatal) zeigten ihre Kunst auf dem Lauteninstrument, das neben Melodiesaiten auch Bordun- und Resonanzsaiten besitzt. Der Ehrentitel „Ustad“ ist vergleichbar mit dem Begriff „Maestro“ im klassisch-westlichen Kontext. So war es ein Erlebnis, als der Meister Ghulam Hussain die Glanzlichter setzte.

Für das vokale Moment des Abends sorgte der Sänger Matin Habibi (Baunatal), der auch ein kleines Harmonium spielte. Außerdem gab es gemeinsame Instrumentalstücke mit Klavier und Kontrabass.

Verdienter Applaus für ein Konzert mit einer positiven Botschaft zur rechten Zeit: Es zeigte, wie man mit Musik Freundschaften pflegen und der Abkapselung der Kulturen entgegenwirken kann.
Text: Georg Pepl


Hessische Allgemeine (Kassel-Mitte); Montag, 23. September 2024

Diese Veranstaltungen waren der afghanischen Kultur und Musik gewidmet:

Zum Weltkindertag: Interkultureller Workshop für Kinder

Zum Weltkindertag lädt der Kulturbunker zum Ausprobieren verschiedenster Klänge ein! Der Schwerpunkt liegt heute auf dem Land Afghanistan.

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Jazz Meets Tabla – Musikalische Würdigung von Dr. Salamat Schiftah

Das Trio verbindet Jazz, Improvisation und afghanisches Tablaspiel. Die Musik zeigt einen positiven Weg des Austauschs und der Hoffnung. Es werden weitere afghanische Musiker als Gäste mitwirken.

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Interviews, Diskussion und konzertante Beiträge zum Thema “Afghanische Kultur und Musik im Exil”

Ein Impulsreferat zur kulturellen Moderne Afghanistans verdeutlicht die Entwicklung zwischen verschiedenen Traditionen und Einflüssen. Am Beispiel des künstlerischen Nachlasses von Dr. Schiftah wird diskutiert, wie ausgewählte Instrumente und Objekte lebendig gehalten werden können.

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Afghanische Kultur und Musik im Exil: Tag der Rubab

Der Kulturbunker lädt ein zum Tag der Rubab – dem Nationalinstrument von Afghanistan. Mehrere Instrumentalisten an Rubab, Tabla und Harmonium werden hier zu erleben sein.

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